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Shoshana Sauerbier-Tietz
Ein Heimkehrer stellt sich vor
Ein (Reise-)Bericht der Gemeinde Georgensgmünd
Nach 80 Jahren im Exil kehrte ein München. Das verbliebene Mobiliar
Thora-Vorhang zurück in seinen wurde wohl in der Folgezeit zerstört.
Heimatort Georgensgmünd. Dort
kann er nun, nebst einer Begleit- Erste Lebenszeichen eines verlo-
ausstellung, in Augenschein ge- ren geglaubten Vorhangs
nommen werden.
Genau 80 Jahre später – im Sommer
Fast 400 Jahre lang gab es in der 2018 – bekam die Stadt Schwäbisch
Rezatgemeinde Georgensgmünd jü- Gmünd von einem luxemburgischen
disches Leben. Die Kultusgemeinde Antiquariat einen Thora-Vorhang aus
machte zeitweilig bis zu 40 Prozent dem 19. Jahrhundert mit der Ortsbe-
der Bevölkerung im Ort aus. Heute zeichnung „Gmind“ zum Kauf ange-
sind es hauptsächlich steinerne Er- boten. Ein solcher Thora-Vorhang,
innerungen, die von dieser Zeit er-
zählen: die ehemalige Synagoge von
1734/35, der Jüdische Friedhof mit
seinen ca. 1 800 Grabsteinen und
das Taharahaus (Totenwaschhaus)
aus dem Jahr 1723.
Was bisher jedoch vollständig fehl-
te, war das Inventar der Synagoge.
Ein Fragebogen der „Jewish Resti-
tution Successor Organization“ von
1955 lieferte die Erklärung: Der letz-
te Vorsteher der jüdischen Gemein-
de Georgensgmünds, mittlerwei-
Y
darin, dass ein Großteil des Gmün-
der Synagogeninventars nach Auf-
lösung der jüdischen Gemeinde
1938 abgeholt wurde. Dies geschah
durch den Lehrer Simon Brückhei-
mer aus Marktbreit im Auftrag des Ein einmaliges Angebot: Thora-Vorhang
aus dem Jahr 1861/62.
Bayerischen Israelitischen Verbands Bilder: Gemeinde Georgensgmünd
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