Page 5 - HeftNr40_BlickinsBuch
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Jedoch gleich zu Beginn dieser, mit
                                            Elan aufgenommenen „Frankenburg-
                                            Aera“ stelte Zwerschina fest: Dieser
                                            alten einstigen Grafenburg fehlen
                                            Türme, die in früheren Jahrhunderten
                                            die Burg und die Stadt dominierten.
                                            Kurz entschlossen ging Zwerschi-
                                            na daran, diesem Mangel abzuhel-
                                            fen. Der in Mode gekommene Trend,
                                            Burgen zu restaurieren oder gar neu
                                            zu bauen – nun natürlich im Stil des
                                            Historismus –, war für ihn Grund ge-
                                            nug, gleich den Bau von Türmen an-
                                            zugehen. Hauptprojekt wurde dabei
                                            der Luginsland. Auf dem unteren Teil
                                            eines früheren Turmes, der im ers-
                                            ten Drittel des 19. Jahrhunderts bis
                                            auf die Höhe der beidseits anschlie-
                                            ßenden 800-jährigen Ringmauer ab-
                                            gebrochen worden war, kam nun ein
                                            neuer stattlicher Turm zur Ausfüh-
                                            rung. Über 30 Meter hoch sollte er
         „Schloß Abenberg“ auf steilem Fels, um
         1877.                 Zeichnung: Wissenbach  werden, gerade so hoch, wie der vor
                                            dem Turm befindliche intakte zweite
                                            Burgbrunnen im Innenhof an tief war.
         Namensfolgen  aufgestellt  und  ge-
         geneinander argumentiert. Es ist fast   Den Auftrag zum Bau des über 30
         als sicher anzunehmen,  dass Karl-  Meter im Geviert messenden qua-
         Joseph Zwerschina auch aufgrund    dratischen Turms bekam der Aben-
         dieser Streitschriften auf die dabei  berger Maurermeister Griesbauer.
         zu Ehren gekommene Burg Aben-      Es ist überliefert, dass die meisten
         berg, oder, wie es damals hieß: „das   der Baugerüststangen Hopfenstan-
         Schloß“, aufmerksam wurde.         gen waren, damals und teilweise bis
                                            in  die  1930er  Jahre  Aufleitungshilfe
         Zwerschina war ein Mann, der es    für die Hopfenreben. Drahtanlagen
         schon in jungen Jahren verstand,   für die Hopfengärten gab es damals
         sein Vermögen in der königlichen   noch nicht. Schade, dass die Ab-
         Isar-Metropole anzulegen. Aber er  rechnungen und Materialzettel für
                                            die Sandsteine, Dielen, Gebälk und
         zunehmenden    Künstlertrubel  der  Br        Altstadt-
         Bohème. So sah er 1875, als er die   Gastwirtschaft in einer Müllhalde
         Burg von der Familie Hofmann er-   ver schwanden!
         warb, dieses romantische Bauwerk
         als einen Ort für Ritter- und Kostüm-  Auch Stillatürmchen und Otmar-
         feste an, die er schon in München in-  sturm vervollständigten bald die
         szeniert hatte.                    neue Burg-Silhuette.


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